Kindergartenfrei und Sozialleben

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde mir von einer Frau, ohne Kinder wohlgemerkt, mitgeteilt, dass sie meinen kein Sozialverhalten lernen könnten. Denn immerhin – Sozialverhalten lerne man ja erst im Kindergarten, und sowieso erst ab 3. Und wie allgemein bekannt ist, verwehre ich meinen Kindern diese wichtige Erfahrung in ihrem Leben.

Spannend. 

Sozialverhalten lernt man im Kindergarten.

Also ab 3 Jahren. 

Krippenkinder haben somit noch keinerlei Bezugspunkte zum Sozialleben.

Ich dachte immer, Sozialverhalten entwickelt sich aufgrund der sozialen Erfahrungen und den sozialen Kontakten. Das wären ja auch ich, mein Mann – und ganz vergessen. Die anderen Kinder, die wir regelmäßig treffen. 

Ich lache mittlerweile über solche Aussagen. Unter anderem auch, weil ich mich informiert habe und hinter unserer Entscheidung stehe. Zu Beginn hatte ich das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, doch mittlerweile prallt es an mir ab. Ich kann euch hier auch dieses Buch von Gordon Neufeld wärmstens empfehlen.

Mein ältestes Kind war ja sehr wohl im Kindergarten. Mit 12 Monaten haben wir damals in einer sehr guten Krippe angefangen. Monatlich über 500 € bezahlt. Für eine Betreuung zu der wir ihn für 2 Jahre täglich mit Bauchweh hingebracht haben. Der Abschied war immer schwer. Und es waren wirklich liebevolle Pädagogen dort, eine gute Bindung aufgebaut und sie haben uns stets angerufen, wenn er nicht gut drauf war. Wirklich liebevoll waren sie. Dennoch. Die Zeit war schwer. Der Wechsel zum Kindergarten noch schwerer. Der Abbruch der Eingewöhnung brachte uns Erleichterung. Und Leichtigkeit für unser Leben.

Was soll ich sagen. Seit er nicht mehr in den Kindergarten geht ist er sehr viel glücklicher, ausgeglichener und vor allem – irgendwie „sozialer“. Mit den Kindern unserer Kindergartenfrei-Gruppe wird problemlos geteilt und gespielt. Stundenlang Bücher gelesen und sich gegenseitig geholfen. Mein Kind sagt bitte und danke, ohne, dass wir es je erwartet haben. Wenn im Alltag ein Mensch Hilfe benötigt, so weist mich mein Kind daraufhin und wir helfen stets. Erst kürzlich wollte er einem Obdachlosen unser gesamtes Vesper schenken (wir haben dann beim Bäcker frische Brezeln für den Mann geholt).

Sozialverhalten ist also durchaus vorhanden. Und zwar auch in die andere Richtung. Wenn eins der kleineren Geschwister ihm sein Spielzeug wegnimmt, so wehrt er sich – jedoch ohne handgreiflich zu werden. Er hält es bestimmend fest und sagt: „Ich hatte das zuerst. Ich nehme es mir jetzt zurück. Hier, du kannst mlt diesem [zug] spielen. Wenn ich fertig bin, kannst du es haben.” und natürlich gibt es auch Spielsachen, die nicht geteilt werden.

Wenn ein anderes Kind ihm zu nahe kommt, so hält er seine Hand vor sich und sagt laut und bestimmt: „Stopp! Das ist mir zu nah!“ Gut, ich gebe es zu. Vor ein paar Wochen hat er die Uroma gebissen. Die hat ihn allerdings nicht losgelassen, obwohl er zweimal laut und deutlich stopp gesagt hat. Sie hat bewusst geantwortet, dass sie die Erwachsene ist und er das Kind. Da hat er gebissen. Und direkt gesagt: „du hast mich ja nicht losgelassen. Ich wollte nur raus aus dem Arm, deswegen hab ich auch nicht fest gebissen, ich wollte dir ja nicht weh tun. Nur weg.“ Und ich, ich bin stolz, dass er sich gewehrt hat. Erst verbal, dann Körperlich. Sein Körper, seine Entscheidung.

Ich denke, Sozialkompetenz hat er mit seinen vier Jahren schon genug. Und das ganz ohne Kindergarten. 

Ein jeder darf für sich selbst entscheiden ob er seine Kinder mlt oder ohne Kindergarten aufwachsen lässt. Für uns war der Ausbruch aus diesem System das einzig wahre und richtige. Nachteile seh ich für uns keine.

 

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